Starke Kooperation für Zukunftsthemen

RWTH und Total wollen strategische Partnerschaft ausbauen.
Bereits seit dem vergangenen Jahr kollaborieren die RWTH Aachen und das französische Energieunternehmen Total im Rahmen einer strategischen Partnerschaft zu Forschungs- und Entwicklungsprojekten, betreut durch die RWTH Innovation. Die Forschungsdirektorin der Total Gruppe, Marie-Noëlle Semeria, besuchte gemeinsam mit den Forschungsdirektoren der verschiedenen Geschäftsfelder von Total und dem Aufsichtsratsmitglied Maria van der Hoeven die Hochschule, um neben der bestehenden Partnerschaft mit der Sparte Total Marketing & Services über eine intensivere, konzernweite Kooperation zu sprechen. RWTH-Rektor Ulrich Rüdiger und Professor Malte Brettel, Prorektor für Wirtschaft und Industrie, nahmen die Delegation in Empfang.

Die Konzernvertreterinnen und -vertreter besichtigten verschiedene Einrichtungen wie das E.ON Energy Research Center, den Lehrstuhl für Verbrennungskraftmaschinen, die Anlauffabrik und das Elektromobilitätslabor sowie das Center for Wind Power Drives und die Aachener Verfahrenstechnik. Dabei wurde ihnen die Forschungskompetenz der RWTH in den Bereichen Erneuerbare Energien, Werkstoffingenieurwesen, Wind Power Drives, Batteriesysteme und „ramp-up factory concepts“ sowie die Forschung im „Fuel Science Center“ vorgestellt. Bei einem Get-Together gab es Gelegenheit zum Austausch.

Anknüpfungspunkte für neue Projekte
„Wir sind sehr beeindruckt vom Gesamtkonzept und der Forschungsstrategie der Hochschule und konnten viele unserer Kernthemen an der RWTH wiederfinden“, erklärte Marie-Noëlle Semeria. „Auf Anhieb konnten wir zahlreiche Anknüpfungspunkte für neue Projekte identifizieren, die wir im Rahmen einer konzernweiten, strategischen Partnerschaft zwischen Total und RWTH forcieren wollen.“

Eine Ausweitung der Kooperation im Rahmen einer Rahmenvereinbarung über alle Sparten von Total hinweg ist geplant. Kernthemen sind beispielsweise Energie, Netzsysteme, Batteriespeichersysteme, alternative Kraftstoffe, Windkraft, Geothermie, E-Mobilität, Digitalisierung sowie die Forschungsthemen der Exzellenzcluster. Eine derartige strategische Partnerschaft wäre deutschlandweit einzigartig.

Total ist ein weltweit agierender Energiekonzern, der Kraftstoffe, Erdgas und kohlenstoffarmen Strom produziert und vermarktet. In Deutschland betreibt Total das drittgrößte Tankstellennetz des Landes und beteiligt sich unter anderem am Aufbau eines bundesweiten Netzes von Wasserstofftankstellen für Elektrofahrzeuge mit Brennstoffzellen.

Weltweit führender Experte für Deep Learning

Mathematiker Philipp Grohs kann mit einer Alexander von Humboldt-Professur an die RWTH Aachen kommen.
Der österreichische Mathematiker Philipp Grohs gehört zu den weltweit führenden Theoretikern maschinellen Lernens mit tiefen neuronalen Netzen. Er kann nun mit einer von bundesweit insgesamt drei ausgelobten Alexander von Humboldt-Professuren an die RWTH Aachen kommen. Er soll eine neue Professur für „Mathematik Neuronaler Netze“ übernehmen und interdisziplinär zum Neuromorphic Computing als Schlüsseltechnologie der Zukunft forschen.

Grohs, Jahrgang 1981, lehrt und forscht an der Universität Wien, war zuvor an der TU Graz, der King Abdullah University of Science and Technology in Thuwal, Saudi Arabien, und an der ETH Zürich. In Wien hat er die Professur für Mathematical Foundations of Deep Learning an der Fakultät für Mathematik inne und leitet außerdem die Arbeitsgruppe „Mathematical Data Science“ am Johann Radon Institut in Linz. „Mit Professor Grohs gewinnen wir eine herausragende Persönlichkeit und einen ausgewiesenen Experten in den Bereichen Data Science, Deep Learning und Numerische Analysis. Seine Forschungsschwerpunkte werden die Gesamtstrategie der RWTH Aachen, gerade auch mit Blick auf unsere Aktivitäten im Rahmen der Exzellenzstrategie, optimal verstärken“, erklärt der Rektor der RWTH Aachen, Professor Ulrich Rüdiger.

Grohs beschäftigt sich mit künstlichen neuronalen Netzen, die dem Aufbau des menschlichen Gehirns nachempfunden sind. Schwerpunkte seiner Arbeit in der Angewandten Mathematik sind die Konstruktion und Analyse von numerischen Verfahren zu stabiler Phasenrekonstruktion, welche etwa in der Röntgenkristallographie oder in der Kryoelektronenmikroskopie zum Einsatz kommen, die Analyse von Deep Learning-Methoden und die Konstruktion und Analyse von numerischen Verfahren zur Lösung von partiellen Differentialgleichungen. Er zählt zu den ersten Wissenschaftlern überhaupt, die grundlegende mathematische Resultate zum Verständnis der äußerst erfolgreichen und populären Methodik des Deep Learning beigetragen haben. Deep Learning kommt in fast allen aktuellen Systemen für Sprach-, Bild- und Videoerkennung zum Einsatz und wird etwa als Schlüsselmethodik für autonomes Fahren und viele weitere Anwendungen angesehen. Die mathematischen Grundlagen des Deep Learning zu erforschen, gehört zu den relevantesten Problemstellungen im maschinellen Lernen.

Geodesic Finite Elements
Grohs hat in der Mathematik unter anderem die sogenannten Geodesic Finite Elements eingeführt, die ein Standardwerkzeug für die numerische Simulation von Problemen in der nichtlinearen Elastizität sind. Außerdem verantwortet Grohs grundlegende Algorithmen auf Basis von Deep Learning für die numerische Lösung von hochdimensionalen partiellen Differentialgleichungen. Er hat gezeigt, dass diese extreme Effizienzsteigerungen im Vergleich zu bisherigen Verfahren aufweisen.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert bisher jährlich bis zu zehn Alexander von Humboldt-Professuren. Diese sind mit maximal 5 Millionen Euro die höchstdotierten internationalen Forschungspreise Deutschlands. Der Kandidat beziehungsweise die Kandidatin wird von der jeweiligen Hochschule nominiert. Er beziehungsweise sie muss im Ausland arbeiten und weltweit wissenschaftlich anerkannt sein. Ein interdisziplinärer Ausschuss der Alexander von Humboldt-Stiftung entscheidet über die Vergabe. Ziel ist es, die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Forschungsstandortes Deutschlands nachhaltig zu stärken. Die Alexander von Humboldt-Stiftung übernimmt Kosten für die Lehr- und Forschungstätigkeit von Grohs an der RWTH Aachen in Höhe von 3,5 Millionen Euro.

Alexander von Humboldt-Professuren werden seit 2009 vergeben. Bislang wurden 77 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf eine Humboldt-Professur berufen. Grohs ist nach Matthias Wessling (2010, Chemische Verfahrenstechnik), David di Vicenzo (2011, Quantenphysik, gemeinsam mit dem Forschungszentrum Jülich), Raul Fidel Tempone (2018, Angewandte Mathematik) und Wil van der Aalst (2018, Informatik) bereits der fünfte Humboldt-Professor für die RWTH Aachen.

Der Preis wird im Mai 2020 offiziell verliehen.

Pädagogik für gehörlose Kinder und Jugendliche

Im Rahmen der Vortragsreihe „Aachener Abendgespräche zur schulischen Inklusion“ lädt die RWTH am 18. Juni 2019 von 18:30 bis 20 Uhr zum Vortrag „Deaf Pedagogics: Herausforderungen und Wege“ ein. Organisiert wird das Abendgespräch vom Lehr- und Forschungsgebiet Heterogenität, vertreten durch Universitätsprofessorin Nina Kolleck.
In der Arbeitsgruppe Deaf Didaktik am Kompetenzzentrum für Gebärdensprache und Gestik (SignGes) der RWTH Aachen geht man der Frage nach, inwieweit die Modalität einer Sprache nicht nur einen Einfluss auf die Organisation von Wissen hat, sondern ob sie auch bei der Vermittlung von Wissen eine Rolle spielen sollte. Forschungsergebnisse zeigen, dass die Verwendung der Gebärdensprache einen andersartigen Einfluss auf kognitive Verarbeitungsprozesse und semantische Wissensorganisation hat.

Deshalb sollte im Unterricht mit gehörlosen Schülerinnen und Schülern berücksichtigt werden, dass diese Wissen anders organisieren und eine andere Lernkultur benötigen. Die reine Übersetzung lautsprachlich vermittelter Lerneinheiten in die Deutsche Gebärdensprache reicht nicht aus.

Im Vortrag wird der Stellenwert der Gebärdensprache und deren Nutzung in Bezug auf den Ansatz der Deaf Didaktik beschrieben und der Ansatz selbst vorgestellt. Abschließend sollen bestehende Herausforderungen sowie Wege in der inklusiven Beschulung von Schülerinnen und Schülern mit einer Hörschädigung thematisiert und diskutiert werden.

Vortragende

  • Dr. Klaudia Grote ist Diplom-Psychologin und seit 2013 wissenschaftliche Geschäftsführerin des Kompetenzzentrums für Gebärdensprache und Gestik (SignGes) an der RWTH Aachen.
  • Horst Sieprath ist ausgebildeter Gebärdensprachlehrer/-dozent, bis 2018 war er Lektor für Deutsche Gebärdensprache am Germanistischen Institut der RWTH Aachen und arbeitet seit 2019 im Kompetenzzentrum für Gebärdensprache und Gestik der RWTH.
  • Bastian Staudt unterrichtet an der LVR-David-Hirsch-Schule Schülerinnen und Schüler, die in Gebärden- und Lautsprache kommunizieren und lernen, und ist seit 2018 wissenschaftlicher Mitarbeiter am SignGes Kompetenzzentrum für Gebärdensprache und Gestik.

Die Veranstaltung findet statt im HKW 2, Hörsaalgebäude HKW (Toaster), Wüllnerstraße 1 in Aachen. Der Eintritt ist frei.

Gute Ergebnisse für die RWTH Aachen im internationalen U-Multirank

Die RWTH Aachen schneidet in der aktuellen Ausgabe des internationalen Hochschulrankings U-Multirank erneut gut ab. Das Ranking – initiiert und finanziert von der Europäischen Kommission – verfolgt einen multidimensionalen Ansatz, für eine Vielzahl von Indikatoren werden Noten von „sehr gut“ bis „schwach“ vergeben.
In der Gesamtbetrachtung erhielt die RWTH bei 18 von 28 bewerteten Indikatoren die Noten „sehr gut“ und „gut“. In den Bereichen Forschung und Wissenstransfer sticht die Hochschule heraus: Im Wissenstransfer wird bei fünf von sieben Indikatoren die Gruppe „sehr gut“ erreicht, etwa bei der Anzahl der Publikationen in Kooperation mit der Industrie, Patentanmeldungen und Spin-offs. Auch bei allen Indikatoren zur internationalen Orientierung werden überdurchschnittliche Noten erlangt.

Zusätzlich wurden 13 Fächer gerankt: Biologie, Chemie, Mathematik, Physik, Informatik, Bauingenieurwesen, Maschinenbau, Materialwissenschaft und Werkstofftechnik, Elektrotechnik sowie Wirtschaftsingenieurstudiengänge in vier Fachrichtungen. Acht dieser Fächer wurden bereits einmal gerankt, gegenüber der letzten Erhebung haben sich fast alle verbessern können. Die Chemie erreicht jeweils elf Mal die beiden Spitzengruppen, die Fächer Physik und Informatik befinden sich ebenfalls über 20 Mal in den beiden oberen Kategorien. Auch die erstmals bewerteten Fachbereiche und Studiengänge erreichen gute Platzierungen.

Bei den Studierendenurteilen, die in einer Onlinebefragung erhoben wurden, konnten über alle Fächer hinweg gute Platzierungen erreicht werden.

DAAD-Preis 2019 für ausländische Studierende der RWTH Aachen

Mit dem DAAD-Preis werden internationale RWTH-Studierende und Promovierende, die sich sowohl durch besondere akademische Leistungen als auch durch bemerkenswertes gesellschaftliches und interkulturelles Engagement hervorgetan haben, ausgezeichnet.
Die Fakultäten der RWTH, die Hochschulgemeinden, die studentischen Vereine sowie der AStA können geeignete Kandidatinnen und Kandidaten nominieren. Der Preis ist mit 1.000 Euro dotiert.

Den DAAD-Preis können nur Bildungsausländer erhalten, die regulär an einer deutschen Hochschule studieren und sich vorrangig in Deutschland aufhalten. Sie müssen sich im fortgeschrittenen Stadium des Bachelor- (mindestens zweites Studienjahr) beziehungsweise Masterstudiums (mindestens zweites Semester) befinden, gute Studienleistungen erbringen und sich gesellschaftlich und interkulturell engagieren.

Darüber hinaus können auch Jung-Examinierte, deren Studienabschluss nicht länger als drei Monate zurückliegt, und Promovenden benannt werden. Bildungsausländer sind ausländische Studierende, die ihre Hochschulzugangsberechtigung an einer (deutschen) Schule im Ausland erworben haben oder im Ausland erworbene schulische Qualifikationen durch ein deutsches Studienkolleg ergänzt haben. Gast- und Austauschstudierende sowie Studierende, die bereits den DAAD-Preis erhalten haben, können nicht erneut berücksichtigt werden.

Nominierungen bis 11. Juni 2019
Nominierungen müssen gemeinsam mit einem aktuellen Lebenslauf und der Darstellung der akademischen Leistungen (aktueller Notenspiegel) und des gesellschaftlichen beziehungsweise interkulturellen Engagements bis zum 11. Juni 2019 per E-Mail an das Dezernat für internationale Hochschulbeziehungen an Dominika Dudzik eingehen.

Eine für die Auswahl eingesetzte Kommission wird aus den eingereichten Nominierungen die Person wählen, die den DAAD-Preis verliehen bekommen wird. Die Preisverleihung wird während der Welcome Week im September 2019 stattfinden.

RWTH-Professor Rainer Telle ist Ehrenmitglied der Deutschen Keramischen Gesellschaft e.V.

Professor Rainer Telle, Inhaber des Lehrstuhls für Keramik und feuerfeste Werkstoffe am Institut für Gesteinshüttenkunde der RWTH Aachen, ist jetzt Ehrenmitglied der Deutschen Keramischen Gesellschaft e.V. (DKG).
Diese Auszeichnung erhält er „für seine vielfältigen Verdienste um die Keramik und den Einsatz für die Gesellschaft“. Telle ist bereits seit 1994 Mitglied des Präsidiums und des Vorstandes der Gesellschaft, bis 2007 hat er die wissenschaftlichen Arbeiten geleitet.

Die DKG ist die größte keramische Gesellschaft in Europa. Sie wurde 1919 als keramischer Berufsverband und technisch-wissenschaftlicher Verein gegründet und setzt sich für die Förderung der Keramik in technischer, wissenschaftlicher und künstlerischer Hinsicht ein. Die Ehrenmitgliedschaft wurde in den vergangenen 100 Jahren nur 24 Mal verliehen.

Telle studierte zunächst Mineralogie, Kristallchemie, Kristallphysik und Geologie-Petrologie-Lagerstätten­kunde sowie im Anschluss Metallkunde und Metallphysik an der Universität Stuttgart. Er promovierte über Hochleistungskeramik am Max-Planck-Institut für Metallforschung in Stuttgart. Bis zu seinem Ruf an die RWTH 1991 arbeitete Telle am Max-Planck-Institut für Metallforschung, zuletzt als stellvertretender Direktor des Pulvermetallurgischen Laboratoriums.

Er erhielt bereits mehrere Preise und Ehrungen, so ist er Honorarprofessor der Anhui University of Technology in China und bekam den Distinguished Lecturer Award der Japan Materials Research Society.

Neuer Sonderforschungsbereich zur Darm-Leber-Achse

Deutsche Forschungsgemeinschaft bewilligt drei Anträge der RWTH. Zwei Projekte wurden verlängert.
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) richtet 14 neue Sonderforschungsbereiche (SFB) an deutschen Hochschulen ein, darunter sechs SFB/Transregio (TRR), die sich auf mehrere antragstellende Hochschulen verteilen. Die neuen SFB werden ab dem 1. Juli 2019 zunächst für vier Jahre mit insgesamt 164 Millionen Euro gefördert. Zusätzlich werden 27 SFB für eine weitere Förderperiode verlängert. Sonderforschungsbereiche ermöglichen die Bearbeitung innovativer, anspruchsvoller und langfristig konzipierter Forschungsvorhaben im Verbund und sollen damit der Schwerpunkt- und Strukturbildung an den Hochschulen dienen. Der RWTH-Antrag „Die Darm-Leber-Achse – Funktionelle Zusammenhänge und therapeutische Strategien“ wurde bewilligt, die Anträge zu „Thermo-energetische Gestaltung von Werkzeugmaschinen – Eine systemische Lösung des Zielkonflikts von Energieeinsatz, Genauigkeit und Produktivität am Beispiel der spanenden Fertigung“ sowie „Nanoswitches – Resistiv schaltende Chalkogenide für zukünftige Elektronikanwendungen: Struktur, Kinetik und Bauelementskalierung“ wurden verlängert.

Darm und Leber bilden eine funktionelle Einheit
Mit dem Ziel, die vielschichtigen Wechselwirkungen zwischen Darm und Leber zu verstehen und neue Therapieansätze für die Behandlung von Leber- und Darmerkrankungen zu entwickeln, arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der RWTH und der Uniklinik RWTH Aachen im Rahmen des neuen SFB 1382 „Die Darm-Leber-Achse – Funktionelle Zusammenhänge und therapeutische Strategien“ eng mit Forschergruppen der Charité Berlin, der Universitätsklinik Frankfurt und des Zentrums für Umweltforschung in Leipzig zusammen. Darm und Leber bilden – im Gesunden wie im Kranken – eine funktionelle Einheit. „Unter der ‚Darm-Leber-Achse‘ verstehen wir das anatomische und funktionelle Zusammenspiel von Darm und Leber“, erläutert Professor Oliver Pabst, Leiter des Instituts für Molekulare Medizin an der Uniklinik RWTH Aachen und Sprecher des Sonderforschungsbereiches. Das Zusammenspiel von Darm und Leber beruht auf vielfältigen Verknüpfungen auf anatomischer, zellulärer und molekularer Ebene. Über die Portalvene wird venöses Blut aus dem Darm in die Leber transportiert und in der Leber gebildete Produkte gelangen über die Gallengänge in den Darm. Endokrine Botenstoffe, Zytokine, Gallensalze, wandernde Immunzellen und Produkte der Mikrobiota vernetzen so beide Organe miteinander.

„Im Rahmen unseres Forschungsverbundes beschäftigen wir uns mit diesen und vielen weiteren Aspekten dieser kooperativen Organfunktionen“, so Pabst. „Dazu ersetzen wir die traditionelle organzentrierte Betrachtungsweise durch einen integrierten Ansatz, der die Wechselwirkungen zwischen Darm und Leber in den Fokus rückt.“ Ziel ist, die Mechanismen der Interaktionen von Darm und Leber mithilfe von optimal aufeinander abgestimmten grundlagenwissenschaftlichen Analysen im Detail zu entschlüsseln. Damit wird eine belastbare Basis etabliert, um Zielstrukturen für Therapien und Diagnostik zu identifizieren und innovative Therapieansätze zu entwickeln.

Nanoschalter können mehr als 0 und 1
Ziel des SFB 917 ist die Nutzung „Resistiv schaltender Chalkogenide für zukünftige Elektronikanwendungen“. Sprecher sind Professor Matthias Wuttig vom I. Physikalischen Institut der RWTH und Professor Rainer Waser vom RWTH-Institut für Werkstoffe der Elektrotechnik und Forschungszentrum Jülich.

In der konventionellen Halbleiterelektronik ist es in den letzten 40 Jahren gelungen, die relevanten Strukturgrößen kontinuierlich zu reduzieren. Allerdings stößt die Verkleinerung von Schaltkreisen zunehmend an physikalische Grenzen. In Oxiden und höheren Chalkogeniden lassen sich resistive Schaltprozesse realisieren, bei denen nanoskalige Funktionseinheiten genutzt werden, die prinzipiell eine noch bessere Skalierbarkeit erlauben sollten. Chalkogenide sind Verbindungen der Elemente Sauerstoff, Schwefel, Selen und Tellur, die es ermöglichen, den Widerstand durch Anlegen einer elektrischen Spannung zu verändern. Aufgrund des hysteretischen Charakters dieser Widerstandsänderung spricht man auch von einem memristiven Element – eine Wortkombination aus „Memory“ und „Resistor“. Ein solches Bauelement erlaubt es, neuromorphe, also gehirnähnliche, Funktionalitäten in einer Halbleiterschaltung zu verwirklichen.

Ziel des Sonderforschungsbereichs, der seit 2011 von der DFG gefördert wird, ist die Untersuchung zweier verwandter Schaltprozesse. Dabei arbeiten Forschende der RWTH und des Forschungszentrums Jülich eng zusammen, um Phasen- und Valenzwechsel von Oxiden und höheren Chalkogeniden zu nutzen. Diese beiden Varianten versprechen die notwendige Skalierbarkeit und kurze Schaltzeiten. Ein Verständnis der mikroskopischen Mechanismen dieser schnellen Schaltvorgänge und deren Kontrolle auf der Nanometerskala ermöglichen es, neue Ansätze in der Elektronik zu erreichen. Den beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ist es im letzten Jahr gelungen, besonders schnelle Schalter auf Oxid- und Telluridbasis umzusetzen, die sich in weniger als 1 Nanosekunde schalten lassen. Dies ebnet den Weg zu neuartigen Bauelementen und neuen neuromorphen Rechnerarchitekturen.

„Thermo-energetische Gestaltung von Werkzeugmaschinen“
Mit der Bewilligung der finalen dritten Förderperiode des SFB/TRR 96 „Thermo-energetische Gestaltung von Werkzeugmaschinen – Eine systemische Lösung des Zielkonflikts von Energieeinsatz, Genauigkeit und Produktivität am Beispiel der spanenden Fertigung“ wird die Arbeit im Bereich des thermo-energetischen Verhaltens von Werkzeugmaschinen ebenfalls für vier weitere Jahre gefördert. Seit acht Jahren forscht ein interdisziplinäres Team aus Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der RWTH, der TU Chemnitz und der TU Dresden sowie des Fraunhofer IPT aus Aachen und des Fraunhofer IWU aus Chemnitz in 20 Teilprojekten daran, thermo-elastische Effekte in Werkzeugmaschinen verstehen, beschreiben und korrigieren zu können.

Dazu wurden in der ersten Förderperiode messtechnische und modellierungstechnische Grundlagen geschaffen und in der zweiten Förderperiode erfolgreich in Baugruppen integriert und weiterentwickelt. Die Bündelung der Kompetenzen der einzelnen Standorte ermöglichte eine Vernetzung von mathematischem, naturwissenschaftlichem und ingenieurtechnischem Know-how. Der Schwerpunkt der dritten Phase („Demonstrationsphase“) liegt auf der industriellen Anwendbarkeit der erarbeiteten Methoden und Lösungen an Werkzeugmaschinen. Herausforderungen dabei sind die Komplexität und das Einsatzspektrum des Gesamtsystems Werkzeugmaschine.

Im Rahmen des TRR wird der Standort Aachen vertreten durch die Lehrstühle für Werkzeugmaschinen und Technologie der Fertigungsverfahren des Werkzeugmaschinenlabors WZL der RWTH Aachen, durch das Fraunhofer IPT und durch das Institut für Wärme- und Stoffübertragung (WSA). Professor Christian Brecher vom WZL steht dem SFB/TRR seit der zweiten Förderperiode als Sprecher vor.

UN-Generalsekretär an der RWTH

Der Karlspreisträger 2019 und Generalsekretär der Vereinten Nationen, António Manuel de Oliveira Guterres, kam bei seinem Vortrag im C.A.R.L.-Hörsaalzentrum mit Studierenden der RWTH ins Gespräch.
Im Rahmen der Karlspreisverleihung sprach Guterres, der 1971 sein Ingenieursdiplom von der Technischen Universität Lissabon erhalten hatte, über die Herausforderungen heutiger Generationen: Über Konflikte, die um einiges vernetzter abliefen als zum Beispiel noch zu Zeiten des Kalten Kriegs. Darüber, wie trotz Zunahme von BIP und Wohlstand die Gleichheit abnimmt und Institutionen sich nicht darum kümmerten. Darüber, dass die Menschenrechte auf breiter Front verletzt werden und die Schwierigkeit, Menschen zu schützen, steigt. Er sprach von illiberalen Demokratien und der fehlenden Präsenz der EU in internationalen Gemeinschaften.

Ausführlich sprach Guterres vom Klimawandel als der Herausforderung dieser Zeit. Zunächst zählte er die Fakten auf: Abnahme der Biodiversität, Polkappenschmelzen, Meeresspiegelanstieg. Abnahme der öffentlichen Gesundheit, Zunahme der tropischen Krankheiten. Temperaturanstieg durch Treibhausgase. Es handele sich um eine ausgeprägte Krise, die nur durch eine Trendumkehr bewältigt werden könne. Um die CO2-Emissionen zu senken und die Erwärmung auf ein Plus von 1,5 Grad Celsius zu beschränken, werde ein starker politischer Wille benötigt. Fossile Brennstoffe müssten ersetzt werden, Kohlekraftwerke dürften ab 2020 nicht mehr ans Netz gehen. Für die Wette der Vergangenheit hatte er nur ein Wort übrig: suizidal.

Cyberspace, KI und menschliche Verantwortbarkeit
Eine Zunahme der Sicherheiten wünschte er sich auch beim Thema Cyberspace und Künstliche Intelligenz. Als Herausforderung Europas und der Vereinten Nationen sah Guterres, Regeln für den Cyberspace zu implementieren. Den Vorteilen, wie zum Beispiel Potenziale in Ausbildung und Produktion, stellte er einen Arbeitsplatzabbau und den Wegfall der menschlichen Verantwortbarkeit gegenüber. Die enormen Waffen, die heute schon existierten und in Zukunft noch entwickelt würden, müssten im Hinblick auf Kriegsakte gebannt und kontrolliert werden.

Seine Rede beendete Guterres mit den Worten, seine Generation wäre beim Klimawandel und beim Einsatz des Cyberspaces für Positives gescheitert. Doch bei heutigen Generationen sah er faszinierende Chancen.

In der anschließenden Diskussion insbesondere mit Studierenden des Projektes Leonardo ging er auf Privilegien ein, die mit der Verantwortung einhergingen, den weniger Privilegierten helfen zu müssen. Dem sei die Migrationspolitik innerhalb der EU der letzten Jahre abträglich. Anstatt Migration von vorneherein zu vermeiden oder die anfallenden Migranten in Höhe von 0,2 Prozent der Bevölkerung Europas proportional zu verteilen, seien Populisten gestärkt worden. Genauso gut hätten Migrationsorganisationen gestärkt werden können. Die Probleme seien outgesourct und ignoriert anstatt gemanagt worden.

Die Pflicht jedes Einzelnen
Insgesamt sah er in den zivilisierten Gesellschaften Werte infrage gestellt. Ob Fremdenfeindlichkeit und Rassismus oder Regierungen, die sich nicht um Zurückgelassene kümmerten – Folgen seien ein Anstieg von Furcht und Populismus. Dementsprechend sei es eine Pflicht jedes Einzelnen, sich zu kümmern und zu dienen. Ein Paradox, das er in aktuellen Problemen sah: Dass es mehr, größere und globalere Herausforderungen als je zuvor gäbe, gleichzeitig der Fokus zunehmend auf jedermanns eigenem Gebiet läge. Das Risiko dabei sei eine Vereinzelung über G20, G7 und G2 zu G0.

Auf die Frage, ob er es für möglich erachte, dass der Karlspreis im nächsten Jahr Greta Thunberg verliehen wird, antwortete er mit einem Augenzwinkern: „I have no problem.“

Das Archiv der RWTH Aachen besichtigen

Das Bürgerforum RWTHextern bietet eine Besichtigung des Archivs der RWTH Aachen an.
Teilnehmende erfahren Wissenswertes über das alte Aachener Regierungsgebäude am Theaterplatz, in dem das Archiv untergebracht ist, über die Aufgaben der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und sehen im Magazin die zahlreichen Archivalien.

Die Besichtigung beginnt am Dienstag, 4. Juni 2019, um 15.30 Uhr und dauert etwa eine Stunde. Treffpunkt ist im Foyer des Historischen Instituts, Theaterplatz 14, in Aachen.

Die Teilnahme ist kostenfrei. Eine Anmeldung bei RWTHextern ist erforderlich unter Telefon 0241/80 93681 oder per E-Mail.

RWTH verleiht Preise für Familienfreundlichkeit

Mit der Auszeichnung „FAMOS für Familie“ ehrt die RWTH Aachen jährlich Führungskräfte, die sich für die Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf einsetzen.
Die Verleihung fand bereits zum zwölften Mal im Rahmen einer Feierstunde statt. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Hochschule hatten zuvor Gelegenheit, ihre Vorgesetzten zu nominieren. Auch in diesem Jahr gab es jeweils ein Preisgeld von 500 Euro.

Folgende Preisträgerinnen und Preisträger wurden von der Jury ausgewählt:

Professorin Christina Büsing, Juniorprofessur für Robuste Planung in der medizinischen Versorgung, Professorin Ingrid Isenhardt und Dr. Frank Hees, Cybernetics Lab IMA & IfU, Professor Ingo Kurth, Institut für Humangenetik an der Uniklinik RWTH Aachen, Professor Oliver Lorz, Lehr- und Forschungsgebiet Internationale Wirtschaftsbeziehungen, Olav Rittich, Personaldezernat und Professorin Katharina Schmitz, Institut für fluidtechnische Antriebe und Systeme.

Zum zweiten Mal wurde der Preis „Nachhaltig FAMOS“ verliehen. Damit werden Führungskräfte ausgezeichnet, die zuvor schon einmal zu den Preisträgerinnen und Preisträgern gehörten und die sich nachhaltig für eine familienfreundliche Personalführung stark machen. Der diesjährige Preisträger ist Professor Frank Thomas Piller vom Institut für Technologie- und Innovationsmanagement.